Slowenien ist ein wunderschönes Urlaubsziel. Gelegen zwischen den Bergen und durchzogen von wunderschönen Flüssen, ist ein Slowenien-Urlaub ein unvergessliches Erlebnis. Für viele stellt sich aber die Frage, ob es sinnvoll sein kann, für eine Reise von Deutschland nach Slowenien auf das Auto oder das Flugzeug zu verzichten und stattdessen die klimafreundliche Alternative Zug zu nehmen. Gerade die Option Nachtzug verspricht auch einen Zeitvorteil, wenn die Möglichkeit besteht, einen Großteil der Reise im Schlafen zu verbringen und frisch am Zielort anzukommen.
Anhand eines Erfahrungsberichts einer Reise von Osnabrück nach Ljubljana/Tolmin möchten wir Ihnen Informationen geben, worauf Sie bei der Zugreise von Deutschland nach Slowenien (während der Haupturlaubszeit im Sommer) achten sollten. Abhängig von der Strecke sollten Sie auf jeden Fall eine gute Menge an Vorbereitungszeit, großzügige Umsteigzeiten und eine Vorfreude auf Überraschungen einplanen.
Reisende aus Deutschland mögen vielleicht einen Aspekt der Deutschen Bahn schätzen: Die Verbindungssuche, die es einem nicht nur erlaubt, einen gewünschten Zielbahnhof anzugeben, sondern sogar einzelne Straßen, auch kleinerer Dörfer: In der Regel werden einem in der Verbindungsübersicht auch Busse und Regionalbahnen sowie Fußwege angezeigt. Dieses Feature wird man leider vermissen, wenn grenzüberschreitend gesucht wird.
Bei dem Versuch, Verbindungen über den Startort und den Zielort zu erhalten, ist es zwingend notwendig, als Zielort einen Ort mit Bahnhof auszuwählen, ansonsten kann eine Verbindung nicht angezeigt werden. Bevor Sie mögliche Zugrouten planen, recherchieren Sie am besten mehrere Optionen für Ihren Zielbahnhof und ggf. auch Möglichkeiten der lokalen Weiterreise, was sich abhängig von den eigenen Sprachkenntnissen durchaus als umständlich erweisen kann.
Für internationale Reisen bietet die Bahn eine internationale Website an, auf der eine Reise bei der Bahn gebucht werden kann. Der Vorteil: Bei Verpassen eines Anschlusszugs besteht ggf. die Möglichkeit, andere Verkehrsmittel oder auch Hotels zu nutzen. Bei der Streckenwahl sollte trotzdem darauf geachtet werden, großzügige Umstiegzeiten einzuplanen: Wer will schließlich Nachtzug fahren, um dann wegen Verspätung ein Hotel nehmen zu müssen? In unserem Fall war es dann auch so, dass es nicht möglich war, über die internationale Website der Bahn eine Buchung inklusive Nightjet durchzuführen, weshalb schließlich alle Fahrten bei den einzelnen Anbietern gebucht wurden.
Für die Reise nach Slowenien im Nachtzug hat sich der Nightjet der ÖBB angeboten, die mehrere Nachtzüge betreibt, die unter anderem durch Deutschland bis nach Italien und Kroatien fahren, also für einen Zielort in Slowenien infrage kommen. Aufgrund nicht allzu umfangreicher Recherchearbeiten fiel die Entscheidung auf den Nachtzug von Stuttgart nach Zagreb, genauer München nach Ljubljana, da auch direkt eine Shuttle-Bus-Option zum Zielort Tolmin vorhanden war. Eine tiefergehende Recherche hätte auch Optionen für einen Nachtzug nach Österreich (z. B. Amsterdam - Innsbruck) mit einer Tagesreise durch Österreich und Slowenien ergeben. In dem Fall hätten wir mehr von den schönen Landschaften Österreichs und Sloweniens gesehen, hätten uns aber auch viel tiefergehender mit den österreichischen und slowenischen Bahn- und Busnetzen auseinandersetzen müssen. Für die optimale Route kann es aber sinnvoll sein, mehr Zeit in die Recherche möglicher (alternativer) Verbindungen zu stecken.
Darüber hinaus mussten natürlich noch die Bahn von Deutschland nach München sowie der Shuttlebus von Tolmin nach Slowenien gebucht werden.
Bei der Nachtzug-Auswahl gab es die nächste Entscheidung zu treffen: Sitzplatz, Liegeplatz oder Schlafwagen. Der Schlafwagen bietet mit maximal 3 Schlafplätzen, eigenem Waschbecken (bzw. sogar eigenem Bad, wenn gebucht), umfangreichem Frühstück den maximalen Komfort zum teuersten Preis (in unserem Fall pro Fahrt und Person über 200 € für die Reise von München nach Ljubljana). Der Liegewagen bietet 4-6 Plätze in einem kleinen Abteil. Zum Zeitpunkt der Buchung waren nur noch Liegewagenplätze in 4er-Wagen erhältlich zu einem Preis von 100 € pro Person und Strecke. Bei dem Liegewagen hatte es sich um einen 6er-Wagen gehandelt, dessen oberste Plätze frei blieben und somit Platz für Gepäck ließen. Wer größere Rucksäcke oder Koffer mit sich führt, sollte bedenken, dass bei 6 ausgebuchten Plätzen kaum Platz für das eigene Gepäck bleibt. Die mit Abstand günstigste Kategorie war der Sitzplatz, den es bereits für unter 35 € pro Person und Strecke gab, aber der kaum Komfort bietet. Wer maximal sparen will und dabei erhebliche Komforteinbußen in Kauf nimmt, kann auch den Sitzwagen wählen.
Bei der Buchung gab es jedoch den 1. Dämpfer: Für die Rückfahrt wurde angezeigt, dass die Nachtzüge aufgrund Bauarbeiten an der Grenze über Spielfeld umgeleitet würden (auf der anderen Seite Österreichs) und die zu erwartende Verspätung natürlich einen Einfluss auf die Wahl des Anschlusszuges haben würde. Leider waren keinerlei Informationen zu einer möglichen Verspätung auf der Website erhältlich. Eine freundliche Mitarbeiterin der ÖBB hat telefonisch Erfahrungswerte von 60-90 Minuten, in seltenen Fällen auch über 120 Minuten, aber nicht mehr als 180 Minuten, angegeben.
Nach reiflicher Überlegung sinnvoller Pufferzeiten (aufgrund der Möglichkeit, ein Festival zu besuchen, wurde bei der Hinfahrt ein sehr großer Puffer von 5 Stunden eingerechnet), für die Rückfahrt wegen der zu erwartenden Verspätung 4 Stunden eingeplant. Die Buchung von Osnabrück nach München über Hannover hat sich als unproblematisch erwiesen und wurde auch direkt in der Bahn-App angezeigt. Die Kosten für ein Sparpreis-Ticket (Zugbindung, Stornierung ausgeschlossen) inklusive Sitzplatzreservierung sind auf 60 € pro Person und Strecke gelaufen.
Mit der Buchung des Shuttle-Busses von Ljubljana nach Tolmin für 27 € pro Person und Strecke war die Reise dann ein knappes halbes Jahr vor Reiseantritt vollständig gebucht und mit unter 200 € pro Strecke und Person auch günstiger als ein Flug (aufgrund des fehlenden Direktflugs mindestens 300 €) und laut Spritplaner bis 2 Personen auch günstiger als eine Autofahrt, gerade wenn Vignetten mit einberechnet werden. Preislich kann das Bahnfahren insofern tatsächlich sogar mit dem Auto unter bestimmten Bedingungen (frühzeitige Buchung, keine Möglichkeit zur Stornierung) konkurrieren und wer Komforteinbußen in Kauf nimmt, kann auch erheblich weniger ausgeben.
Die Reise war gebucht und die Umsteigezeiten so großzügig gewählt, dass auch bei größeren Verspätungen kein Stress zu erwarten war. Was soll schon außer eines Ausfalls des Nachtzuges passieren?
Nicht ganz ein kompletter Ausfall, aber 3 Monate vor Reiseantritt, kam eine E-Mail an, dass der gebuchte Liegewagen aufgrund von Wartungsarbeiten gegen einen Sitzwagen ausgetauscht werden würde. Es gäbe die Möglichkeit, die Reise zu stornieren oder nach der Reise 50 % Entschädigung zu erhalten (die Kosten für einen Sitzwagen waren zu diesem Zeitpunkt immer noch unterhalb der Kosten für den Liegewagen abzüglich Entschädigung, glücklicherweise lief die Entscheidung (primär aus Bequemlichkeit) darauf hinaus, die Reise wie gehabt anzutreten und die Entschädigung später zu beantragen). Zu diesem Zeitpunkt schien die ÖBB der Deutschen Bahn (trotz des schlechten Rufs) nicht zwingend voraus zu sein: Auf der Rückfahrt war mit Verspätung zu rechnen und auf beiden Fahrten sollte der gebuchte Liegewagen gegen einen unkomfortablen Sitzwagen getauscht werden. Abseits einer E-Mail bzgl. der Umleitung über Spielfeld war die Kommunikation der ÖBB diesbezüglich sehr spärlich.
Aber auch die Deutsche Bahn hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die Reise war für Anfang August, also genau zur Hauptreisezeit geplant, inklusive Umstieg in Hannover. Zu unserer Überraschung war der IC sogar bis auf wenige Minuten pünktlich und der Anschlusszug sollte also erreicht werden. Vorherige Ausfälle und Verspätungen sorgten jedoch dafür, dass es ca. 20 Minuten gedauert hat, bis die reservierten Sitzpläne eingenommen werden konnte und dann gab es in der Bahn-App auch noch die Meldung, dass der gebuchte Zug ab Hannover ausfallen würde. Als Alternative wurde jedoch der gebuchte ICE angezeigt. In Hannover angekommen, waren die Informationen ziemlich spärlich und auf der Bahnanzeige wurde lediglich darauf hingewiesen, nicht in den Zug zu steigen: Bei dem gebuchten Zug hat es sich um 2 ICE gehandelt, die zusammengeschlossen wurden, wobei die Sitzplatzreservierung nach Informationen einer externen Seite (Bahn-App und Seite haben keine genauen Informationen geliefert) angezeigt haben, dass die gebuchten Sitzplätze für den ICE gegolten haben, der gefahren ist. Am Infostand wurde dann auch bestätigt, dass wir trotz anderweitiger Aussagen und Anzeigen in den Zug steigen sollten, wenn Sitzplätze gebucht waren, auch wenn der Bahnsteig aufgrund vorheriger Zugausfälle (für einen Zug mit nur der Hälfte der eigentlichen Kapazität) bereits brechen voll war.
Nach einem abenteuerlichen Zugeinstieg haben wir die reservierten Sitzplätze (die zum Glück für den Zugteil waren, der gefahren ist) dieses Mal um einiges früher einnehmen können und konnten uns zurücklehnen. Sitzt man erst einmal, ist das Reisen im ICE tatsächlich sehr angenehm (die Klimaanlage hat funktioniert) und für die Verspätung von etwas über 1 Stunde in München war der Puffer groß genug, um unser Gepäck am Schließfach im Bahnhof Ost abzulegen (ebenfalls Glück gehabt: im Gegensatz zum HBF war die Anzahl (vor allem größerer) freier Schließfächer sehr rar gesät) und das Festival für knapp 2 Stunden zu besuchen. Dank flotter S-Bahn-Taktung lagen wir gut in der Zeit, auch wenn sich das Finden des richtigen Gleises für die Nachtzüge als umständlich erwiesen hat. Die nächste Überraschung folgte jedoch: Der gebuchte Nachtzug nach Zagreb über Ljubljana war auf der Anzeigetafel nicht vorzufinden, stattdessen wurde für das passende Gleis und Abfahrtzeit eine andere Zugnummer mit Ziel Venedig angezeigt. Ein Bahnmitarbeiter informierte dann die Wartenden, dass die Zugabteile nach Venedig in Österreich angeschlossen werden, die vorhandenen Abteile in Richtung Kroatien fahren würden, der Zug sollte also während der Nacht geteilt werden, um jeweils Richtung Kroatien und Italien weiterfahren zu können.
Als der Nachtzug einfuhr, gab es eine positive Überraschung: Der gebuchte Wagen war tatsächlich ein Liegewagen. Viel Platz darf nicht erwartet werden und aufgrund der beiden freien oberen Plätze gab es immerhin etwas Möglichkeiten, das Gepäck zu verstauen. Leichte Schläfer sollten aber nicht erwarten, die Nach durchzuschlafen. Die Lautstärke gerade an den Bahnhöfen kann einen schnell aus dem Schlaf werfen und mit zugestellter Klimaanlage wurde es in dem kleinen Abteil sehr warm, was zu einer Fahrt geführt hat, in der wir zwar ganz gut liegen und dösen konnten, aber regelmäßig wieder aufgewacht sind. Insgesamt war es trotzdem erheblich komfortabler als ein möglicher Sitzplatz und so haben wir am nächsten Morgen, einigermaßen ausgeruht und relativ pünktlich, Ljubljana erreicht, von wo aus der Shuttle-Bus 2 Stunden später in Richtung Tolmin fahren sollte, dabei eine Route gewählt hat, die zwar durch wunderschöne slowenische Land- und Bergstraßen geführt hat, deren Serpentinen allerdings mitunter auch recht abenteuerlich werden können. Wer mit dem Auto durch Slowenien fährt, sollte sich daher überlegen, die Vignette für die Autobahnen zu besorgen. Nach fast genau 24 Stunden waren wir pünktlich und sogar entspannt (bei Pufferzeiten von insgesamt 8 Stunden hätte die reine Reisezeit insgesamt erheblich kleiner ausfallen können) in Tolmin angekommen.
Bei der Rückreise hielten sich die negativen Überraschungen im Grenzen: Es ging mit dem Shuttle-Bus ab 11 Uhr zurück nach Ljubljana, wo noch ein Tagesausflug durch die schöne Hauptstadt Sloweniens geplant war. Bei unserer Ankunft waren jedoch alle Schließfächer ausgebucht und private Anbieter schienen sehr bizarre Öffnungszeiten zu haben (bis 15 Uhr und ab 17 Uhr). Glücklicherweise waren nach einem Kaffee in einem schönen Café am Bahnhof bereits wieder mehrere Schließfächer frei, sodass dem nachmittäglichen Stadtausflug bei 30 Grad nichts mehr im Wege stand. Der Nachtzug sollte gegen Viertel nach 10 Uhr abends abfahren und dieses Mal wurde auch die Zugnummer des gebuchten Zuges angezeigt, sodass wir das Abfahrtsgleis schnell gefunden haben und in den Nachtzug, erneut mit Liegeabteil, mit kurzer Verspätung einsteigen konnten. Eine Nachfrage beim Schaffner hat dann ebenfalls ergeben, dass die Umleitung über Spielfeld (und möglicherweise die geplante Liegewagen-Wartung?) erst ab dem darauffolgenden Wochenende beginnen sollte, sodass keine größere Verspätung bei Ankunft trotz ca. 40 Minuten späterer Abfahrt zu erwarten war. In München sind wir dann auch mit nur 40 Minuten Verspätung angekommen und hatten dementsprechend viel Zeit für ein Frühstück, bis der ICE nach Hannover losgefahren ist. Auf der Rückfahrt war die Auslastung sowohl von München als auch von Hannover nach Osnabrück nicht übermäßig hoch, sodass wir jeweils schnell unsere Sitzplätze einnehmen konnten und zu unserer Überraschung in beiden Fällen sogar fast auf die Minute pünktlich an den jeweiligen Zielbahnhöfen angekommen sind.
Grundsätzlich ist die Reise von Deutschland nach Slowenien und zurück sehr entspannt verlaufen, auch wenn die ein oder andere Enttäuschung nicht vermieden werden konnte. Das A&O beim Fahren mit der Bahn von Deutschland aus dürfte vor allem sein, sehr großzügige Umstiegszeiten einzuplanen, mit denen die gebuchten Züge inklusive reservierten Sitzplätzen auch bei Zugverspätung/Ausfall erreicht werden können. Nachtzugfahren ist einigermaßen bequem und entspannt, aber man sollte nicht erwarten, wie im Hotel durchzuschlafen und die größten Probleme resultierten aus schlechter Kommunikation der verschiedenen Bahnunternehmen. Wer also nicht davor zurückschreckt, im Vorfeld umfangreichere Recherche-Arbeiten zu machen, ausgiebigere Aufenthalte an Zielbahnhöfen einzuplanen und sich trotzdem auf Überraschungen einzulassen, kann mit einer Bahnreise inklusive Nachtzug auch bei längeren Strecken durch Deutschland während der Haupturlaubszeit einigermaßen entspannt und auch kostengünstig reisen. Gerade durch die einzuplanenden Puffer dürfte in vielen Fällen der Zeitvorteil des Nachtzuges nur bedingt gegeben sein und spätestens ab 4 Personen wird es schwierig, günstiger als mit dem Auto zu reisen.
Mit dem Auto von Deutschland nach Slowenien dürfte vor allem daher für diejenigen zu empfehlen bleiben, die keine Lust und Zeit haben, übermäßig lange die Fahrt selber zu planen: Es reicht aus, die Hauptstrecke, evtl. inklusive Staualternativen, durch einen Routenplaner, der direkt bis zum Zielort geht, berechnen zu lassen und Staus sowie Ruhe-/Essenspausen mit einzuplanen. Dank moderner Navigationssysteme besteht auch nicht mehr das Risiko, sich großartig zu verfahren, und der Komfort moderner KFZ erlaubt auch eine entspannte Fahrt zu hochsommerlichen Temperaturen. Und natürlich erlaubt ein Auto vor allem die Mitnahme auch größerer Mengen Gepäck. Vignetten für Österreich und Vignetten für Slowenien können bequem über unseren Online-Shop registriert werden.
Wer trotzdem mit der Bahn fernreisen will sollte folgende Punkte beachten:
Wen diese Punkte nicht abschrecken, der kann mit einer Fernzugreise inklusive Nachtzug eine schöne Reise durch tolle Landschaften erleben und eine tolle Zeit haben und dabei klimafreundlich reisen. Leider sorgt aber vor allem der Zustand der deutschen (aber auch anderer europäischen) Bahnen dafür, dass Nachteile in Kauf genommen werden müssen, weshalb eine (Nacht)-Fernzugreise nicht unumfänglich empfohlen werden kann.
